Spielt Wahrhaftigkeit im öffentlichen Diskurs noch eine Rolle? Und wie erreicht Journalismus zukünftig die Menschen?
Um diese beiden Fragen drehte sich auf dem Digital Ethics Summit die Diskussion über die Veränderung des Journalismus im KI-Zeitalter, die ich mit dem Chefredakteur der Rheinische Post Mediengruppe Moritz Döbler, dem Journalisten Richard Gutjahr und Moderation Christina Pulido Lopez führte.
Ein Blick in die USA zeigt, dass viele Menschen Präsidentschaftskandidat Trump trotz Lügen und Desinformation wählen wollen. Dies ließe vermuten, dass das Vertrauen in einzelne Menschen entscheidend dafür sei, ob Informationen wahr- und angenommen werden. Der Erfolg von Influencer:innen oder Lerncoaches wie Daniel Jung würde diese These bestätigen. Journalismus müsse sich daher verändern, um über Persönlichkeiten, die man kennt und denen man vertraut, Verbreitung zu finden. Das ist im Grunde das alte Anchorman-Prinzip, das es auf die Online-Medien zu übertragen gilt. Inwiefern noch Qualitätsmedien als Marken eine Reichweite erzielen, wurde sehr unterschiedlich gesehen.
Ich denke, es braucht beides. Denn Vertrauen in bestimmte Menschen führt ja auch in den USA gerade dazu, dass sich Desinformation weiter festsetzen kann. Wir werden daher nicht ohne verlässliche Qualitätsmedien auskommen. Es gibt nicht wenige, die weiterhin Vertrauen in bestimmte Medien haben, gerade weil sie nach hohen journalistischen Standards etwa auch im Umgang mit KI arbeiten und vielleicht eine Zertifizierung haben, wie es Reporter ohne Grenzen mit der Journalism Trust Initiative vorschlägt. Um Menschen zu erreichen, die sich mit Qualitätsmedien eher schwertun, können Vertrauenspersonen sicher Brücken bauen.
Vielen Dank, dass ich bei diesem spannenden Summit dabei sein und den Beiträgen folgen durfte von:
Dr. Benjamin Lange zur Notwendigkeit ethischer Standards bei der Entwicklung von KI;
Prof. Dr. Thomas Druyen und Prof. Dr. Christiane Woopen, welche die Dimension der gesellschaftlichen Veränderung durch KI noch einmal sehr gut herausgearbeitet haben;
Dr. Donya Gilan, die interessante Einblicke in die psychologischen Auswirkungen von KI gab;
Daniel Jung, der als Mathematik-Influencer zeigt, wie ansprechende Lerninhalte im Netz zu mehr Bildung führen kann.
Jan Hiesserich von Aleph Alpha, der zwar die KI-Verordnung kritisierte, aber appellierte, dass wir die Gestaltung der Zukunft in die Hand nehmen müssten;
Interessant war auch der Blick nach China, von wo Carsten Senz und Digital Seeds zugeschaltet waren und u.a. Einblicke in chinesischen Geschäftsmodelle gaben.
Vielen Dank auch an Vassilios Katsogridakis und Henning Bulka für die tolle Orga und Anne Orthen für die gelungenen Bilder!
Bildquelle: Rheinische Post, Anne Orthen
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