Rheinland Pfalz ist Grün! – Rückblick auf meine Sommertour 2020

Rheinland-Pfalz ist grün! Nicht nur, weil es ländlich geprägt ist, sondern auch wegen der vielen Menschen, die sich für Klimaschutz und Nachhaltigkeit engagieren. Drei Wochen lang war ich auf Sommertour und habe bei über 40 Terminen und Veranstaltungen zwischen Westerwald und Südwestpfalz tolle Projekte und viele neue Menschen kennengelernt. Immer mehr nicht nur junge Leute engagieren sich vor Ort, in ihrem Dorf und ihrer Region für grüne Politik, für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Das motiviert und macht Hoffnung, dass wir gemeinsam und mit wachsender Power eine ökologische Kehrtwende hinlegen und unsere Zukunft grün und lebenswert gestalten können. Bei den Terminen entstehen immer neue Netzwerke, die für gegenseitige Unterstützung sorgen und uns starkmachen. Die Notwendigkeit, unsere Gesellschaft nachhaltig umzubauen und den digitalen Wandel zu gestalten, war in allen Kreisverbänden präsent. Danke für die vielen Einblicke, die Ihr mir ermöglicht habt!

Digitalisierung im ländlichen Raum

Kein Netz, lahme Internetverbindung: Die Digitalisierung gerade im ländlichen Raum treibt viele Menschen um. Darüber diskutierte ich auf Einladung der GRÜNEN Ahrweiler, Birkenfeld, Donnersberg, Rhein-Hunsrück, Mayen-Koblenz, Bad Kreuznach und Altenkirchen. Noch immer sind Schulen und Institutionen nicht ans Glasfasernetz angeschlossen. Und es darf doch nicht sein, dass eine Schule mit 1.000 Schüler*innen über Interntverbindungen eines 4 Personenhaushalts verfügt. Wie will sich die Bundesgartenschau 2029 digital aufstellen, wenn es in Oberwesel an der geplanten BuGa-Strecke kein Netz gibt. Beim Besuch einer Praxis für Ergotherapie in Mayen und eines Pflegedienstes in Bad Sobernheim wurde klar, dass mobiles Breitband auch für die gesundheitliche Versorgung notwendig ist. Die elektronische Patientenakte, die ja eigentlich die Arbeit von Gesundheitsberufen erleichtern soll, scheitert am schlechten mobilen Netz. Auch die Landwirtschaft stellt sich immer digitaler auf. Digitalisierung kann gerade im ländlichen Raum unser alltägliches Leben deutlich erleichtern und so manche Wege überflüssig machen. Dabei muss Digitalisierung aber auch ökologisch ausgestaltet werden, damit es keinen Rebound-Effekt gibt. Daran arbeitet auch der Umweltcampus Birkenfeld. Und wenn der Strom rein erneuerbar erzeugt wird, wie von der Balkon-PV-Anlage in Alzey, die ich mir anschauen durfte, und digital gesteuert wird, zeigen sich die großen Potenziale in diesem Bereich. Mein – zugegebenermaßen erwartbares – Fazit: Die Digitalisierung ist in Rheinland-Pfalz längst angekommen. Viele wollen mit digitalen Anwendungen die ökologische Transformation vorantreiben, aber es gibt noch viel zu viele weiße Flecken im Land. Der Netzausbau, E-Government und Open Data müssen massiv vorangetrieben werden.

Nachhaltig (Land-)Wirtschaften

Ungefähr ein Drittel beträgt der Anteil der Landwirtschaft am jährlichen Ausstoß von Treibhausgasen weltweit. Für die ökologische Agrarwende habe ich zusammen mit vielen anderen in Koblenz anlässlich der EU-Agrarminister*innenkonferenz demonstriert. Ganz unterschiedliche Betriebe habe ich auf meiner Tour besucht: den Demeter-Schwalbenhof in Berschweiler, das Klostergut Hahnerhof in Enkenbach (Kaiserslautern-Land), den Biohof Hachenburg und den Gemüsegarten Weierhof im Donnersbergkreis. Sie beweisen alle, dass mit Idealismus und Ideenreichtum ökologisch und wirtschaftlich produziert und dabei das Wohl der Tiere beachtet werden kann. Allerdings macht die anhaltende Dürre den Landwirt*innen zu schaffen und sie müssen beispielsweise den Viehbestand reduzieren, weil sie nicht ausreichend Nahrung anbauen können. Über diese Herausforderungen und den zunehmenden Verlust an Land durch Bodenspekulationen (Land Grabbing) diskutierte ich mit Landwirten und Vertretern der Landwirtschaftskammer in der DEULA Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach.

Der Essighersteller Speyer&Grund (Marke Surig) in Mainz stellte mir sein neues Produkt vor: Ein biologisches Essig-Desinfektionsspray, das gerade auch im Lebensmittelbereich für Hygiene sorgen kann. Damit das Unternehmen sich ökologischer aufstellen kann, will es recycelte Flaschen verwenden – das geht im Lebensmittelbereich aber noch nicht. Eine Ausweitung des Pfandsystems auf andere Lebensmittelprodukte sowie unterschiedliche Reziklatkategorien wären eine Lösung. Zudem entwickelt das Unternehmen Absorber, um mehr Schadstoffe aus dem Wasser zu binden und die Wasserqualität deutlich zu verbessern.

Schon lange umweltbewusst ist der für seine Reiseführer bekannte Peter Meyer Verlag in Saulheim aufgestellt. Er produziert nicht nur seine Bücher umweltfreundlich, sondern hat sich auf sanften Tourismus, auf umweltbewusstes und sozialverträgliches Reisen spezialisiert. Mit der Verlegerin  sprach ich über die Herausforderungen der Digitalisierung für die Buchbranche, über Urheberrecht und Lesungen in Corona-Zeiten.

Handlungsbedarf für die Mobilitätswende

Dieser zeigte sich in Mainz-Bingen und in Rhein-Hunsrück. Während die neue Pendlerroute zwischen Ingelheim und Mainz an Ortsgrenzen plötzlich aufhört oder Gefahren an Querungen von Hauptverkehrsstraßen birgt, gibt es zwischen Laufersweiler und dem nächstgelegenen Geschäft in 3,5 Kilometern Entfernung nicht einmal einen Radweg. Wie gefährlich die L182 für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen ist, konnten wir selbst bei der Fahrrad-Demo von Laufersweiler nach Büchenbeuren feststellen: Die meisten entgegenkommenden Autofahrer*innen bremsten trotz der 50 Teilnehmer*innen, unter ihnen viele Kinder, nicht mal ab. Erstmals nimmt die Verbandsgemeinde Wörrstadt am Stadtradeln teil, und ich war beim Startschuss dabei.

In Saulheim, Oberwesel und Bad Kreuznach wie auch im Nationalpark Hunsrück-Hochwald war ich zu Fuß unterwegs: Mit den GRÜNEN vor Ort wanderte ich durch die Mühlbachaue in Saulheim, die mit dem Landesprogramm Aktion Blau renaturiert wurde. In Oberwesel begingen wir das zukünftige BuGa-Geländer und in Bad Kreuznach das einzigartige Salinental. Um die sechs Anlagen in ihrer Einzigartigkeit auch für Tourismus, Naherholung und Stadtklima zu erhalten, ist eine nachhaltige Sanierung notwendig. Ich werde mich für eine finanzielle Unterstützung vom Bund einsetzen.

Voller Einsatz für Kunst und Kultur – Corona zum Trotz!

Einen fast schon magischen Ort besuchte ich „Im Tal“ im Kreis Altenkirchen – ein einzigartiger Landschaftskulturraum. Rund 50 Werke und Installationen verwandeln das Tal in einen beeindruckenden Dialog von Kunst und Natur. Im StreuLicht Theater in Schornsheim dient ein alter Pferdestall als Theatersaal. Kultur im Dorf zu etablieren, ist nicht einfach. Gerade in Zeiten der Corona-Krise, in der die Zuschüsse aus dem Kulturhilfsprogramm des Bundes die Einnahmeausfälle nicht wirklich auffangen können. Leidenschaft für die Kultur und starken Einsatz, der Corona-Krise zu trotzen, erlebte ich auch in meiner Heimatstadt: Als Schirmherrin durfte ich das Open Air Festival „Kultur im Park“ eröffnen. Eine tolle Aktion vom Kammermusikensemble Laubenheim und der Privaten Musikschule Laubenheim.

Mein Fazit: Rheinland-Pfalz ist GRÜN! Herzlichen Dank all denen, die diese Tour mit mir gestaltet haben. Danke für all die Einblicke, die Ihr mir gewährt habt und für Euer unermüdliches Engagement! Ihr macht eine tolle Arbeit.

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