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FFA-Studie: Filmschaffende Frauen sind dramatisch unterrepräsentiert

Die Filmförderanstalt (FFA) hat heute die Ergebnisse der Studien „Gender und Film“ und „Gender und Fernsehen“ vorgestellt. Die Studien beweisen: Frauen sind in so gut wie allen kreativen Schlüsselpositionen dramatisch unterrepräsentiert – und das, obwohl fast genauso viele Frauen wie Männer Abschlüsse in den entsprechenden Studiengängen an den Filmhochschulen erwerben.

Die unterschätzte Macht der geschlechterstereotypen Zuweisungen

Die Stärke der Studien liegt darin, dass sie nicht alleine harte Fakten und Daten aufführen, sondern mithilfe von Interviews und einer umfangreichen Online-Befragung auch die „weichen Faktoren“ untersucht haben, die dazu führen, dass filmschaffende Frauen weniger Aufträge erhalten als Männer oder nur kleinere Budgets für die Umsetzung eines Projektes erhalten. Der Grund liegt hauptsächlich in geschlechterspezifischen stereotypen Zuschreibungen. Das bedeutet: Männern werden eher Eigenschaften zugeschrieben, die als erfolgsrelevant gelten („durchsetzungsstark“, „risikofreudig“ etc.), Frauen eher die nichterfolgsrelevanten Eigenschaften („zurückhaltend“, „unsicher“ etc.).

Von Vätern und Müttern

Zudem gelten Kinder in der Branche immer noch sehr stark als Frauenaufgabe. Frauen werden, sobald sie Mütter geworden sind, als größere Unsicherheitsfaktoren betrachtet („Vielleicht fällt sie jetzt oft aus, wenn ihr Kind krank ist.“). Sind Männer jedoch Väter geworden, steigen ihre Chancen, einen Auftrag zu erhalten sogar noch („Er hat gezeigt, dass er Verantwortung übernehmen kann.“). In der Filmbranche hängt die Erteilung von Aufträgen oft von Netzwerken und Kontakten ab, sowie von dem „Bauchgefühl der Chancengeber“.

Diese Kombination aus stereotypen Zuschreibungen, die in uns allen schlummern, und einer großen subjektiven Entscheidungsmacht Einzelner führt laut der beiden Studien dazu, dass Frauen so stark benachteiligt würden.

Was tun?

Es ist auf jeden Fall sehr hilfreich, dass dank der beiden Studien jetzt umfangreiche Zahlen zum Vergleich der Situation filmschaffender Männer und Frauen vorliegen. Jetzt müssen aus diesen Erkenntnissen aber unbedingt auch Maßnahmen abgeleitet werden, denn wir dürfen nicht bei der bloßen Bestandsaufnahme einer ungerechten Situation stehen bleiben.

Der Einfluss der Geschlechterstereotypen wird oft unterschätzt und ist den Beteiligten zumeist gar nicht so klar. Abhilfe schaffen könnten zum Beispiel objektive Leistungskataloge für die Vergabe von Aufträgen oder Fördermitteln. Die Studien haben übrigens gezeigt, dass die stereotypen Zuschreibungen sowohl von Männern als auch von Frauen getroffen werden. Das bedeutet, dass die geschlechterparitätische Besetzung von Vergabegremien und Verwaltungsrat bei der FFA, auf die die Kulturstaatsministerin Monika Grütters so stolz ist, zwar sehr schön ist, aber mitnichten dazu beiträgt, dass jetzt automatisch mehr Frauen gefördert werden. Die ARD hat bereits 2015 eine dreijährige Selbstverpflichtung eingeführt, um den Anteil der Regisseurinnen zu steigern. Man hört von dort, dass erste Erfolge zu vermelden sind und vor allem die Beteiligten die bessere Förderung von Regisseurinnen jetzt mehr auf dem Schirm haben. Das alleine würde schon sehr viel ausmachen. Das heißt: Eine Quote in der Filmförderung der FFA, wie wir sie für das neue Filmförderungsgesetz gefordert haben, bleibt alternativlos. Und das haben wir dank der Studien der FFA jetzt auch schwarz auf weiß.

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