Start-up-Unternehmer Johannes Gutenberg

Letztlich hatte Johannes Gutenberg nur eine Idee. Um diese umzusetzen, suchte er Geldgeber. Er tat also nichts anderes, was viele Start-up-Unternehmer heutzutage auch tun. Diese Geschichte erzählt Dr. Annette Ludwig immer gerne, wenn Schulklassen sie in ihrem Museum besuchen. Der Bezug zur Gegenwart veranschauliche das Wirken des berühmtesten Sohnes der Stadt Mainz sehr gut. Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Obfrau im Kultur- und Medienausschuss des Deutschen Bundestages und zuständig für die Kultur- und Kreativwirtschaft in ihrer Fraktion, weiß, dass es heutzutage viele Start-up-Unternehmer ähnlich schwer haben wie Johannes Gutenberg damals.

Am vergangenen Montag trafen sich Rößner und Ludwig, um über die aktuelle Situation des Gutenberg-Museums zu sprechen. Dabei führte die Direktorin auch durch die neue Wanderausstellung „Fortschritt! Frisch gepresst“, die die erste große Medienrevolution vor über 500 Jahren anschaulich macht.

Das Museum am Liebfrauenplatz, im Schatten des Doms, drängt sich nicht wirklich auf. Das Ausstellungsgebäude von 1963, auch als Schell-Bau bekannt, ist eher zurückhaltend. Rund 110.000 Menschen besuchen jährlich diesen Ort, um nicht zuletzt die beiden Exemplare der Gutenberg-Bibel im Tresorraum einmal gesehen zu haben. Dem Haus geht es ähnlich wie vielen öffentlichen Einrichtungen – es fehlt an Geld. Auch nach dem Gutenbergjubiläum vor inzwischen 14 Jahren müsste einiges angegangen werden: Es gibt nur eine unzureichende Infrastruktur für den Besucherandrang. Das sieht man gerade bei den Garderoben und den sanitären Einrichtungen. Außerdem müsste das Haus energetisch saniert und die Klimaanlage erneuert werden. Die Deckenfluter sind nur spärlich gesetzt, beim Betrachten fällt der Schatten des Besuchers auf die Exponate. Der finanzielle Spielraum für dieses Museum sei gering, erklärt Ludwig. Alleiniger Träger ist die Landeshauptstadt Mainz. Die beiden Fördervereine, Gutenberg-Gesellschaft und der Förderverein Gutenberg e.V., unterstützen ebenfalls das Museum. Zur Realisierung von Ankäufen ist das Museum auf Spenden angewiesen. „Von Privatleuten, die uns Geld und Sammlungsstücke schenken, bis hin zu Benefizveranstaltungen, sind wir für jede Spende sehr dankbar.“, erklärt Ludwig.

Die Direktorin des Gutenberg-Museums macht aus der Not eine Tugend. Trotz des geringen Spielraums hat sie viele Ideen, die auch zu finanzieren sind. Eine Ausstellung, die sich mit der Nutzung neuer Medien beschäftigte, preisgekrönte Typographie-Ausstellungen, einen Audio-Guide und nicht zuletzt die Aufarbeitung der Medienrevolution – Annette Ludwig lebt das Gutenberg-Museum. Das wird auch klar, wenn man mit ihr durch ihr Haus geht. Für jedes Ausstellungsstück begeistert sie sich immer wieder neu.

Das Engagement der Direktorin hat auch die Abgeordnete beeindruckt. „Es ist nicht leicht, mit geringem finanziellen Spielraum ein Museum auch langfristig so attraktiv zu gestalten. Frau Ludwig schafft dies aber mit neuen Ideen und unermüdlichem Engagement. Dafür verdient sie große Anerkennung“, erklärt Rößner, die auch Mitglied in der Gutenberg-Gesellschaft ist. „Es ist gut, dass von Seiten des Bundes der Beitrag des Museums zur Lutherdekade gefördert wird. Gutenberg hat Geschichte geschrieben und maßgeblich die ganze Welt beeinflusst. Daher hat auch das Museum, das einzigartig in Deutschland ist, eine gesamt-staatliche Bedeutung. Ich werde prüfen, wie der Bund das Museum stärker unterstützen kann und mich bei der neuen Kulturstaatsministerin Grütters dafür stark machen“, ergänzt sie. Rößner und Ludwig wollen im Austausch bleiben. Die Ideen gehen der Museumsleiterin noch lange nicht aus, einzig die Mittel sind viel zu knapp. Das kennen wir doch irgendwoher.

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