Alltäglichen Sexismus bekämpfen

Anlässlich der Debatte über Sexismus im alltäglichen Leben erklärt die rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Es ist mir unbegreiflich, dass Rainer Brüderle zu den Vorwürfen der sexistischen Übergriffe auf die stern-Journalistin Laura Himmelreich nicht Stellung bezieht. Selbst wenn er sich keines Unrechts bewusst ist, so wird durch den Artikel doch deutlich, dass er eine Grenze überschritten hat, was für die Journalistin unangenehm war. Spätestens jetzt wäre es an der Zeit, sich bei ihr zu entschuldigen. Damit würde er sich sicher keinen Zacken aus der Krone brechen. Seinem Gegenüber würde er damit Respekt zeigen.

Man kann über den Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels trefflich streiten. Doch lenkt der Streit darüber vom eigentlichen Thema ab: Sexismus durchzieht unseren Alltag – in allen gesellschaftlichen Bereichen. Wir brauchen öffentliche Beiträge wie die Artikel von Laura Himmelreich und Annett Meiritz im Spiegel über Sexismus in der Piratenpartei, denn sie entfachen feministische Debatten neu und bieten zahlreichen Frauen Anlass, ihre negativen Erfahrungen zu schildern. Gerade auch viele junge Frauen melden sich zu Wort. Die Meinungsbeiträge zeigen, dass sich Sexismus in allen Bereichen unsere Lebens auf ganz unterschiedliche Weise zeigt: Grenzen werden mit Worten und Gesten überschritten, körperliche Merkmale von Frauen werden in den Mittelpunkt von Bewertungen gestellt und das sachliche Gespräch gerät in den Hintergrund. Nur mit bewusstem Verhalten und sensibler öffentlicher Wahrnehmung können diese entwürdigenden Herabsetzungen aufgebrochen werden. Die öffentliche Debatte und das Anprangern dieser Missstände sind wesentlich, damit sich gesellschaftliche Umgangsformen ändern.

Mit ihrer Veröffentlichung sind Himmelreich und Meiritz ein hohes Risiko eingegangen, denn sie machen sich damit angreifbar. Ihnen gebührt Lob und Anerkennung, dass sie diesen Schritt wagten und Sexismus wieder zu einem Thema gemacht haben. Danke auch für den Aufschrei vieler Frauen, die ihre Erfahrungen eingebracht haben und die Diskussion damit belebt haben. Denn Offenheit und Öffentlichkeit entziehen dem Sexismus den Boden. Es bringt nichts, nur die Spitze des Eisbergs abzuklopfen, denn dann taucht eine neue Spitze auf. Der größte Teil des Eisbergs ist unter Wasser. An den müssen wir ran.

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