Personalvorschlag für Intendanten des Bayerischen Rundfunks unglücklich

Zu den Plänen, den Sprecher der Bundesregierung Ulrich Wilhelm zum neuen Intendanten des Bayerischen Rundfunks zu machen, erklären Tabea Rößner, medienpolitische Sprecherin, und Ludwig Hartmann, Mitglied des bayrischen Landtags und Mitglied des bayerischen Rundfunkrates:

Der Bayerische Rundfunk sendet das falsche Signal, wenn er Herrn Wilhelm zum Intendanten wählt. Diese Personalie klingt nicht nach Staatsferne, sondern nach Staatsnähe und Amigowirtschaft. Wir brauchen einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wenn aber ein Regierungssprecher der Bundeskanzlerin fast übergangslos zum Intendanten einer großen ARD-Anstalt wird, hat das einen schlechten Beigeschmack. Die ARD macht sich damit angreifbar und die Glaubwürdigkeit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten leidet.

Die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist nur dann glaubwürdig, wenn auch das Personal unvoreingenommen und politisch unabhängig ist. Ein Regierungssprecher der Bundesregierung und ehemals des Bayerischen Ministerpräsidenten steht nicht für politische Unabhängigkeit. Auch wenn Herr Wilhelm ein angesehener Sprecher und Journalist ist, sollte die Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht weiter strapaziert werden. Gerade zu einer Zeit, in der die Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks besonders in Frage gestellt wird.

Wir fordern den Bayerischen Rundfunkrat auf, mit mehr Fingerspitzengefühl an eine so wichtige Postenbesetzung heranzugehen und den Vorschlag zur Personalie Wilhelm nochmals zu überdenken. Kritisch sehen wir in diesem Zusammenhang auch das kurze Zeitfenster für die Nachfolgefindung, schließlich soll bei der nächsten Rundfunkratssitzung am 6. Mai schon gewählt werden.

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