Rede zum Filmerbe am 16. Februar 2017

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren,

was das Filmerbe betrifft, erreichen uns seit geraumer Zeit Hilferufe der Fachleute. Und auch bei der Anhörung im Ausschuss konnten wir es wieder hören: An jedem Tag, an dem wir nichts unternehmen, um Filmmaterial zu digitalisieren oder auch in analoger Form zu bewahren, geht uns deutsches Filmerbe aufgrund der fortschreitenden chemischen Zersetzungsprozesse unwiederbringlich verloren.

Aber das Filmerbe-Thema scheint der Koalition nicht mehr als nur ein paar warme Worte wert zu sein. Was es hier braucht, ist ernstgemeintes Engagement, und zwar in finanzieller Form. Dass das prinzipiell geht, hat Frau Grütters ja vergangene Woche schön beim Deutschen Filmförderfonds gezeigt: Wenn ihr etwas wichtig ist, dann findet sich auch Geld dafür. Pünktlich im Wahljahr hat sie für den DFFF 25 Millionen Euro hervorgezaubert. Bei den Haushaltsverhandlungen wurden für die Digitalisierung des Filmerbes aber gerade mal zwei Millionen Euro eingestellt. Und das reicht absolut nicht aus.

Jetzt könnte man sagen: „Ach hätten wir nur eine unabhängige Untersuchung, die uns sagt, wieviel Geld für die Digitalisierung des Filmerbes nötig wäre!“ Da habe ich gute Neuigkeiten für Sie: Die FFA hat hierfür bereits 2015 PricewaterhouseCoopers mit einer Studie beauftragt. Und diese kommt zu dem Schluss, dass eine Summe von zehn Millionen Euro pro Jahr über einen Zeitraum von zehn Jahren sachgerecht wäre. Hierbei ist bereits eingerechnet, dass man aus dem Gesamtbestand auswählen und priorisieren muss: Was will man unbedingt behalten, was nicht? Ich finde es schade, dass Frau Grütters die Ergebnisse dieser Studie nicht nutzt, um stärker bei den Ländern für eine finanzielle Einigung zu werben.

Dabei sind Klassiker der Filmgeschichte nicht nur etwas für Fach-Nerds. In der diesjährigen Berlinale-Sektion werden restaurierte Science Fiction Filme neu aufgeführt, die vielleicht so manche von Ihnen noch im Kino gesehen hat. Und viele Filme wie „Die Feuerzangenbowle“ oder die DEFA-Märchenfilme sind noch heute zeitlose Klassiker, die Groß und Klein begeistern. Deutschland ist ein Land mit einer international bedeutsamen Filmgeschichte, gerade wir sollten dieses Erbe bewahren!

Aus diesem Grund finden wir auch zahlreiche der Forderungen aus dem Antrag der LINKE sinnvoll. Allerdings plädieren wir dafür, bei den finanziellen Forderungen ein bisschen auf dem Teppich zu bleiben. Wenn wir uns an den Zahlen der Studie von PwC orientieren würden, wäre der Sache aus unserer Sicht schon sehr geholfen. Aber wir sehen auch die Bundesregierung in der Pflicht, endlich ihr Versprechen einer Digitalisierungsstrategie einzulösen und sich bei den finanziellen Fragen nicht weiter hinter der Behauptung zu verstecken, man habe sich noch nicht mit den Ländern und der Filmwirtschaft darüber einigen können, wer wieviel in den Erhalt des Filmerbes steckt. Während Sie das Thema vor sich herschieben, zerfällt jeden Augenblick Filmmaterial und damit ein Teil der deutschen Kulturgeschichte. Die zwei Millionen, die sie dieses Jahr für die Digitalisierung des Filmerbes vorgesehen haben, sind angesichts dieser dramatischen Situation wirklich einfach nur beschämend!

Würden Sie dem Thema nur ein klein wenig mehr Bedeutung beimessen, könnten im Kopierwerk in Hoppegarten die Personalstellen erhalten werden, die für den Erhalt analogen Filmmaterials zuständig sind. Wir könnten Filme digitalisieren und der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen.

Frau Grütters, beim DFFF haben Sie gezeigt, dass Sie für Überraschungen gut sind. Jetzt überraschen Sie uns doch bitte mal damit, dass Sie die Hilferufe in Sachen Filmerbe erhören und hier endlich den dringend benötigten finanziellen Rettungsring auswerfen.

Vielen Dank.

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