Öffentlich Rechtlicher Rundfunk: Seehofer betreibt Populismus

Zur Forderung von Horst Seehofer nach einer Zusammenlegung von ARD und ZDF erklärt Tabea Rößner:

„Die Demokratie braucht gerade im digitalen Zeitalter einen vielfältigen unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dass die publizistische Konkurrenz zwischen den öffentlich-rechtlichen Sendern einen Vielfaltsgewinn mit sich bringt, hat das Bundesverfassungsgericht eindeutig festgestellt. Mit seinem Vorstoß, ARD und ZDF zusammenzulegen, betreibt Seehofer das Geschäft der Populisten: Ohne Sinn und Verstand werden vermeintlich populäre Forderungen rausposaunt, ohne sich mit dem Thema seriös zu befassen. Populistisch ist vor allem, einen Vorschlag in die Welt zu setzen, mit dem das deutsche Mediensystem grundlegend verändert werden würde, ohne die Auswirkungen und Folgen nur ansatzweise zu diskutieren.

Ob sich Seehofer Gedanken gemacht hat, welche Auswirkungen auf die publizistische Vielfalt und Qualität sein Vorschlag macht, ist zu bezweifeln. Erinnert sei auch daran, dass es stets die Ministerpräsidenten – allen voran Seehofer – waren, die Medienpolitik als reine Standortpolitik betrieben haben. Ich bin schon sehr gespannt, wie Seehofer reagiert, wenn der Bayerische Rundfunk in München plötzlich zur Disposition stehen würde.

Mit einem solchen Vorgehen unterscheidet sich Seehofer in nichts von Vertretern der AfD, die den Menschen einfache Antworten auf komplexe Fragen versprechen. Gerade deswegen brauchen wir öffentlich-rechtliche Medien, die Zusammenhänge aufzeigen und unabhängig informieren. Der öffentlich-rechtliche Auftrag umfasst Bildung, Information, Kultur und Unterhaltung und kann verfassungsrechtlich nicht auf ein Nischenprogramm beschränkt werden. Aufgabe der Politik und der Aufsichtsgremien der Sender ist es, ARD und ZDF in die Lage zu versetzen, diesen Auftrag dauerhaft und umfassend zu erfüllen. Dazu muss er sich weiterentwickeln können – übrigens auch im Netz. Es ist jedoch nicht Aufgabe der Politik, ARD und ZDF klein zu reden und damit ins Horn der AfD zu stoßen.“

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  1. Patrick S

    Also es ist dringend Zeit über die ÖR Strukturen zu diskutieren. Das ein Vorschlag sofort mit der Populismus Keule beantwortet wird zeigt deutlich wie wenig Interesse an Diskussionen besteht. Da muss man sich wirklich nicht wundern wenn viele Bürger aus Trotz die AFD wählen.

    Mal generell zum Bundesverfassungsgericht. Ich dachte immer man wählt Politiker um Politik zu gestalten und nicht das Bundesverfassungsgericht. Das immerwährende verstecken hinter dem Bundesverfassungsgericht ist doch etwas armselig. Wenn Sie das ZDF behalten wollen dann sagen sie es deutlich und auch warum. Aber bitte auch das sie dafür sind das es uns Bürgern 2 Milliarden Euro jährlich kostet.

    Meine Meinung ist das wir die DoppelStruktur nicht mehr brauchen. Wir haben eine föderalen ARD die durch ihren föderalen Aufbau schon Vielfalt sichert. So ein Aufbau ist schon einmalig in der Welt. Dazu brauchen wir dann nicht noch zusätzlich das ZDF das ja oft nicht mehr Vielfalt bringt sondern das gleiche sendet wie die ARD. ARD und ZDF stehen ja hauptsächlich in Konkurrenz um die gleichen Zielgruppen mit denen sie leicht Quote machen können. (Rentner, Krimifans und Fußball) ich sehe nicht den Vorteil wenn sich ARD und ZDF bei Fußballrechte gegenseitig überbieten oder Sonntags zur selben Zeit für Renter eine Show veranstalten. Das hat nichts mit Vielfalt zu tun.

    Mit einem zusammenschlUSS könnten sogar MEHR Vielfalt hervorgebracht werden. Wenn das ZDF als eine ARD2 dann nicht mehr in Konkurrenz mit der ARD steht könnte man da Programm für andere Zielgruppen machen (unter 50 Jährige) und die ARD sendet weiter eher für die über 50 Jährigen. Man könnte dann mit zwei Vollprogramme besser Programm für alle machen anstatt sich gegenseitig die gleichen Zielgruppen abzujagen(Rentner, Krimi und Fussballfans) Durch einen Zusammenschluss könnte man auch riesige Geldsumme einsparen die dann ins Programmm gehen könnten. Der Grund warum die BBC besseres und auch viellfälltigeres Programm macht ist der das dort nicht so viel Geld in unnötigen Doppelstrukuren fließt und sie auch ein Gesamtkonzept mit ihren Sendern fahren kann anstatt sich gegenseitig Konkurrenz zu machen.
    Ich sehe die Aufgabe der Politik eben Politik für die Bürger zu machen und eben auch teure Strukturen zu hinterfragen. Unser jetziges ÖR System ist eben nicht alternativlos und 60 Jahre alte Strukturen können auch mal Reformiert werden. Genauso gehört es sich wenn man sich der Zeit anpasst das man alte Strukturen hinterfragt ob sie noch zeitgemäß sind und eben nicht nur immer weiter was mehr zu machen.

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  2. Patrick S

    Im übrigen ist die einfache Antwort hier nicht die von Seehofer sondern von denen die jegliche Diskussion rundrum ablehnen. Die Antwort ist wie seit Jahrzehnten bei den ÖR es war so… Es ist so… Und es bleibt so. Das ist die einfache und bequeme Antwort die auch

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  3. Emanuel Hienstorfer

    Populismus ist es von Qualität zu sprechen, wenn das Publikum fern bleibt:

    Der Durschnittsseher bei ARD / ZDF ist bei 60 Jahren!

    http://de.statista.com/statistik/daten/studie/183279/umfrage/durchschnittsalter-der-fernsehzuschauer-nach-sender/

    Die Jugend möchte die Heimatserien, den Musikantenstadl, die seichten Vorabendkrimis nicht mehr sehen.
    Die „Rentner-Demokratie“ (Roman Herzog) möchte der Jugend ihre Seh-Gewohnheiten aufzwängen und zwängt der Jugend Gebühren auf!

    Warum wird das Publikum nicht gefragt?
    Der Publikumsapplaus der Gegenwart ist der „Like“ Button.
    Wenn etwas mehr Publikums-Applaus bekommt, dann sollte es häufiger produziert werden.

    Warum gibt es nicht schon längst demokratische Abstimmungen über Programminhalte?

    Warum werden Rundfunkgebühren nicht nach dem Crowdfunding Prinzip von den Gebührenzahlern auf Filmprojekte verteilt?

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  4. Patrick S

    Vielleicht sollten die Grünen einen Leitfaden herausgeben über welche Strukturreformen bei den ÖR Diskutiert werden darf und über welche nicht. Ebenso welche man nicht ansprechen darf um nicht Populistisch oder AFD Anhänger zu sein. Vielleicht noch mit einem Strafkatalog bei Nichtbeachten 😉

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  5. Patrick S

    Grundsätzlich halte ich es für einen Irrglauben das besonders viele und komplett eigenständige Sender/Anstalten für eine bessere Qualität sorgen. Das ist nur der Fall wenn Gleichzeitig auch das Geld im gleichen Masse zur Verfügung steht und es einen Anreiz gibt wirkliche Vielfalt zu senden. Beides ist in unserem System nicht der Fall.

    Qualität wird in unserem ÖR System an erster Stelle durch die Quote gemessen. Dort ist es für die ÖR am einfachsten Sendungen für ihr Stammpublikum (Renter, Krimifans) zu bringen. Es besteht kein großer Anreiz wirkliche Vielfalt oder andere Zielgruppen anzugehen. Das ist der Grund warum wir ein dutzend verschiedener Krimiserien haben aber keine Scyfy, Horror oder Fantasy Serie bei unseren ÖR produziert wird. Wirkliche Vielfalt für alle kommt deshalb nicht zustande.

    Da die finanziellen Mittel auch begrenzt sind muss man sich auch überlegen wo sie am sinnvollsten angelegt sind. Viele eigenständige Anstalten zu haben bedeutet auch hohe Verwaltungskosten und hohe kosten für Doppelstrukturen. Das gleiche gilt für viele Sender. Man braucht erstmal Geld um den Sender zu betreiben. (Verwaltung, Technik, Personal etc) Dann müssen die Sender auch mit Programm gefüllt werden. Da die finanzielle Mitteln begrenzt sind bedeutet viele Sender auch das pro Sendung weniger Geld zur Verfügung steht als mit weniger. Das kann man ausgleichen durch Wiederholungen oder durch drücken des Preises pro Sendung. Als Beispiel kann man sich mal ansehen wie oft ein Tatort wiederholt wird auf den ganzen dritten Programmen oder wieviel Programm der Digitalkanäle aus Wiederholungen besteht. Besondere Vielfalt oder Qualität kommt mit vielen Sendern deshalb nicht automatisch daher.

    Unser ÖR System setzt auf die Strategie viele Sender und mit vielen eigenständigen Anstalten.
    Die BBC setzt dagegen auf ein Zentrales System mit einem drittel der Sender. Das bedeutet das die BBC pro Sendeminute wesentlich mehr Geld zur verfügen hat als unsere ÖR die jedoch insgesamt 2 Milliarden Jährlich mehr ausgeben. So eine Sendung wie Dr WHO oder Top Gear wäre rein aus Budget Gründen bei unseren ÖR nicht realisierbar. Die BBC die mit insgesamt weniger Geld auskommt kann sowas aber produzieren.

    Die BBC kann auch da sie nur eine Anstalt ist besser einen Gesamtplan mit ihren Sender fahren. (BBC ONE Massenunterhaltung, BBC Two anspruchsvolles Programm, BBC News Nachrichten usw) Bei unseren ÖR macht jeder was er will und einen Gesamtplan gibt es nicht. (auf ARD, ZDF und dritte bezogen) Das führt dazu das jeder versucht den leichtesten Weg zu gehen und das damit ALLE ÖR Sender ein Durchschnittsalter von über 60 haben und die gleiche Zielgruppe versuchen primär anzusprechen und andere nur sehr halbherzig. Weil man ja mit den anderen ÖR Anstalten in Konkurrenz steht und dort hauptsächlich auf die Gesamt Quote geschaut wird. Ob man alle Menschen/Bevölkerunsgruppen erreicht oder ein besonders anspruchsvolles Programm macht ist in der Konkurrenzsituation nicht groß von Bedeutung.
    Deshalb sind viele Sender und Anstalten nicht automatisch ein Garant dafür ein besonders Vielfältiges oder Qualitatives Programm zu senden.

    Das heißt nicht das wir unser ÖR System unbedingt komplett zentral aufbauen müssen aber die Annahme das viele eigenständige Anstalten und viele Sender automatisch für viel Vielfalt und für viel Qualität spricht stimmt einfach nicht. Das ist wirklich zu einfach gedacht. Das sieht man auch ganz konkret bei dem Vergleich unserer ÖR mit der BBC die in vielen Teilen ein vielfältigeres Programm macht.

    Das passt das Sprichwort Quantität vor Qualität.

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