Filmförderung: Falsche Machtverhältnisse werden zementiert

Zum heutigen Kabinettsbeschluss zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes erklärt Tabea Rößner:

Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat auf halber Strecke der Mut verlassen. Die Reform des Filmförderungsgesetzes wird den Ansprüchen nicht gerecht: Kreative werden in den Entscheidungsgremien zugunsten der ohnehin mächtigen Verleiher an den Rand gedrückt. Chancengleichheit soll allein durch paritätisch besetzte Gremien erreicht werden. Wir fordern echte Geschlechtergerechtigkeit in der Filmförderung mit klaren Zielvorgaben. Nachbesserungsbedarf besteht zudem bei den sozialen Standards für Arbeitnehmer und Freie in der Filmbranche.

Sogar vor den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern ist die Staatsministerin eingeknickt: Die Erhöhung ihrer Filmabgabe hat sie wieder stark zurückgenommen. Auch der originelle Ansatz, den Zuschauererfolg deutscher Filme im Ausland in die Referenzförderung einfließen zu lassen, wurde wieder verworfen.

Sehr freuen wir uns darüber, dass unser hartnäckiges Bohren in Sachen Transparenz gefruchtet hat: Endlich steht im Gesetz, dass die Filmförderungsanstalt (FFA) auch zu einzelnen Titeln Informationen wie deren Herstellungskosten, manche Erlöse und Rückzahlungen publik machen darf. Das war überfällig.

Unverständlich bleibt allerdings, warum der Regierungsentwurf die Macht des Vorstands der FFA weiter ausbaut und der Filmbranche damit kommuniziert: Juristen wissen am besten, was für den Film gut ist. Das sehen wir anders: Die Kreativen sollten den Ton angeben.

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  1. Hagen Myller

    Sehr geehrte Frau Rößner,
    vergangenes Jahr hatten Sie sich darüber echauffiert, dass die FFA Regisseurinnen weit weniger förderte, als Regisseure. Das Verhältnis über 10 Jahre hinweg betrachtet war nach Ihrer Rechnung ca. 33 zu 40 Prozent. Von den durch Frauen eingereichten Projekten wurden also 33 Prozent, von den durch Männern 40 Prozent gefördert. Die Differenz lässt sich mathematisch leicht erklären, da die durch Frauen eingereichten Projekte nur 20 Prozent, die von Männern allerdings 80 Prozent aller eingereichten Projekte ausmachten. Männer hatten also vier Mal mehr Projekte eingereicht. Wenn wir einmal annehmen, dass nicht geschlechtsdiskriminierend entschieden wurde (was Sie allerdings unterstellt hatten), erklärt sich die Differenz 33/40 aus dem Umstand, dass die Wahrscheinlichkeit bei 4-fach höherer Einreichung ein Projekt gefördert zu bekommen auch entsprechend höher ist. Nun veröffentlicht die FFA heute eine Pressemitteilung, in der sie sich freut mitteilen zu können, dass von den 12 geförderten Projekten genau sechs von Männern und sechs von Frauen gefördert wurden. Es wurde also paritätisch nach Geschlecht entschieden. Da nicht anzunehmen ist, dass sich an dem Verhältnis von Frauen- und Männerprojekten innerhalb eines Jahres etwas wesentlich geändert hätte, bedeutet dies, dass die Wahrscheinlichkeit, dass in der vergangenen Sitzung ein Projekt einer Frau gefördert wurde, vier Mal höher war, als die bei einem Mann. In konkreten Zahlen: Bei 56 Anträgen kamen ca. 12 von Frauen und 44 von Männern. Damit wurde jedes zweite Projekt einer Frau gefördert, aber nur weniger als jedes siebte eines Mannes. Ich denke, das ist nun allerdings eindeutig geschlechtsdiskriminierend.
    Mit freundlichen Grüßen

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