Grüne Filmpolitik im Überblick

Unser Positionspapier „Klappe auf! Grüne Filmpolitik“ ist auf große Resonanz gestoßen. Dem Wunsch nach einem Überblick über die zentralen Forderungen wollen wir daher gerne nachkommen. Am Ende des Überblicks finden sich die Kernforderungen als Stichpunkte.

Die grüne Bundestagsfraktion will eine vielfältige Filmlandschaft möglich machen. Deshalb setzen wir uns für politische Rahmenbedingungen ein, die Filmschaffenden Freiheit geben, ihre Ideen umzusetzen. Neben den großen Produktionen wollen wir eine angemessene Förderung für ‚kleine‘ Autorenfilme. So wichtig Film als Wirtschaftsfaktor zweifellos ist: Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen will eine Filmpolitik, die nicht nur da fördert, wo der große wirtschaftliche Erfolg erwartet wird oder Standorteffekte erhofft werden. Risiken und das bisher Unbekannte müssen ebenso möglich sein.

GESCHLECHTERGERECHTIGKEIT UND OFFENE ZUGÄNGE

Kultur im Allgemeinen und Film im Besonderen leben von Austausch und Vermischung. Viele Filme aus Deutschland entstehen in internationalen Koproduktionen. Wir wollen einen gerechteren Zugang zum Medium Film – sowohl auf der Ebene der Produktionsmittel, als auch auf der Ebene der Rezeption. Wir wollen den Anteil an Filmen, bei denen Frauen in führenden Positionen verantwortlich sind erhöhen. Die Geschlechtergerechtigkeit im Fördersystem des Filmförderungsgesetzes wollen wir durch Anreizsysteme verbessern. Wir möchten die kleinen, oft von Schließung bedrohten Programmkinos bewahren und setzen uns für die Verkürzung der Auswertungsfenster bei Filmen mit einer kleinen und spezialisierten Zielgruppe ein.

MEHR UNABHÄNGIGKEIT FÜR DIE KREATIVEN

Die meisten Filme können ohne die Unterstützung öffentlich-rechtlicher TV-Sender nicht entstehen. Gleichzeitig funktionieren diese aber wie ein Nadelöhr für die Finanzierung: Bei der Wahl der Projekte, insbesondere im Bereich des Autorenfilms, wird seitens der Filmförderungen die Beteiligung eines Fernsehsenders vorausgesetzt. Der Kinofilm ist aber ein eigenes Format, das nicht von Anfang an in TV-kompatible Formen gezwängt werden sollte. Deshalb wollen wir, dass eigene Fonds für künstlerisch ambitionierte Projekte geschaffen werden, die bis zu 100 Prozent der Herstellungskosten tragen und somit keine Fernsehbeteiligung voraussetzen.

Außerdem setzt sich die Bundestagsfraktion dafür ein, dass mehr Kreative in den Gremien der Filmförderung vertreten sind und dass transparenter und effektiver über Förderungen entschieden wird. Die deutsche Filmförderlandschaft ist in 19 verschiedene Förderinstitutionen zersplittert. In diesem unübersichtlichen System wollen wir die kulturelle Filmförderung stärken, indem wir unbürokratisch freie Projektmittel zur Verfügung stellen.

SOZIALE UND ÖKOLOGISCHE STANDARDS

Beschäftigte brauchen gute Löhne und Selbständige faire Honorare. Im Rahmen des Filmförderungsgesetzes sollten faire Arbeitsbedingungen und soziale Standards zur Bedingung gemacht werden. Wir wollen darüber hinaus Modelle entwickeln, bei denen sich die Antragsteller mit einer Selbstverpflichtung an höhere soziale Standards bei Arbeitszeiten, Bezahlung etc. binden. Diese wären im Antrag zu formulieren, würden sie später unterschritten, müsste ein Teil des Fördergeldes zurückgezahlt werden.

Im Sinne eines „Green Film“ sollten Anreize für klimafreundliche und ressourcenschonende Filmproduktionen geschaffen werden; CO2-neutral produzierte Filme könnten durch zusätzliche Referenzpunkte in der Filmförderung honoriert werden. Ein Bundespreis für „Green Film“ könnte das Thema zudem weiter in die öffentliche Aufmerksamkeit rücken und die Entwicklung hin zu ökologischen Filmproduktionen forcieren.

MEHR SOLIDARITÄT BEI DER FILMABGABE

Das bestehende System der Filmpolitik verhindert an vielen Stellen, dass sich die Vielfalt auf dem Markt auch widerspiegelt. Die grüne Bundestagsfraktion setzt sich dafür ein, dass der Umgang mit Kreativen offener, effektiver und vertrauensvoller wird. Künstlerische Innovationen müssen angemessen unterstützt werden, denn nur so kann sich der Film auch in Zukunft entwickeln und entfalten. Deshalb fordern wir auch, dass alle Wirtschaftszweige, die vom Film profitieren, in den Fonds der Filmförderungsanstalt (FFA) einzahlen. Das deutsche Kino ist davon abhängig, dass die Filmabgabe mindestens stabil bleibt. Im Sinne der Solidarität sollte auch eine Abgabe auf Video On Demand, gleich ob der Anbieter seinen Sitz im In- oder im Ausland hat, erhoben werden. Über die Erweiterung der Abgabepflichten kann die Filmlandschaft durch die Abspiel-, die Kino-, die Kinematheks- und die Festivalförderung nachhaltig und solidarisch in ihrer ganzen Vielfalt gestärkt werden.

Denn nur wenn die Spielräume für künstlerisches Schaffen groß genug sind, werden wir auch in Zukunft gute Filme zu sehen bekommen.

UNSERE KERNFORDERUNGEN IN DER ÜBERSICHT

Mehr Vertrauen in Filmschaffende

  • Mehr künstlerische Autonomie für FilmemacherInnen
  • Mehr Diversität in den Gremien und bei den geförderten Projekten
  • Ein Ende der Abhängigkeit des Kinos vom Fernsehen

Zugang zu Film für alle

  • Barrierefreiheit für Kinos und Filme
  • Chancengleichheit bei der Ausbildung für Menschen unterschiedlicher Herkunft
  • Frauen in verantwortlichen Positionen dürfen nicht die Ausnahme bleiben.
  • Das Filmerbe muss in seiner Vielfalt auf Zelluloid gesichert werden und digital zugänglich sein.

Soziale und ökologische Standards

  • Nutzung der Möglichkeiten der klimafreundlichen „Green Film“-Produktion
  • Verpflichtung auf soziale Standards und Verbesserung der Rechtssicherheit für Selbstständige

Echte Wirtschaftlichkeit statt Glauben an absolute Zahlen

  • Transparenz der Verträge und der Zahlen für Produktion und Auswertung
  • Faire Bemessung und Belohnung des Erfolgs für alle Sparten

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