Zwischen Ausbildung und Schule oft keine Wahl

Ausbildung oder weiter zur Schule gehen? Diese Entscheidung können die meisten Schülerinnen und Schüler der 9a der Ludwig-Schwamb-Schule gar nicht treffen. Kurz vor Ende des Schuljahres haben die meisten von ihnen noch keinen Ausbildungsplatz. Die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) besuchte die letzte Hauptschulklasse, um mit den Schülerinnen und Schüler über ihre Anliegen zu sprechen.

Mangelnde Bereitschaft? Fehlanzeige. Die Schülerinnen und Schüler der Abgangsklasse würden lieber eine Ausbildung machen. Der Weg auf die Berufsfachschule erscheint nur als unpopuläre Alternative. Allerdings haben zum jetzigen Zeitpunkt gerade mal vier von 23 Schülerinnen und Schülern eine zugesicherte Ausbildungsstelle. Der Rest sucht weiter und erlebt dabei allerhand Unvorstellbares. Einer Schülerin wurde sehr direkt gesagt, dass man sie zwar für geeignet hielte, eine Ausbildung mit Kopftuch in diesem Betrieb jedoch nicht möglich sei. Sofern sie bereit wäre, das Tuch abzulegen, könne man aber über eine Einstellung reden. Das Mädchen lehnte ab.

Es sind häufig die gleichen Erfahrungen, die die Schülerinnen und Schüler bei ihren Bewerbungen machen. Die Absage wird sehr oft damit begründet, dass andere mit besseren schulischen Qualifikationen den Vorzug erhielten. Meist sind dies Abiturientinnen und Abiturienten, die lieber eine Lehre machen wollen oder die Ausbildung nutzen, um sich auf ihr Studium vorzubereiten. Das ist frustrierend für die Schülerinnen und Schüler, die aus acht Nationen stammen. Das führt die meisten auf die Berufsfachschule.

„Diejenigen, die nicht die gymnasiale Oberstufe anstreben – was nur wenige wollen, werden sich weiter um eine Ausbildung bemühen, selbst wenn sie nicht unbedingt in ihrem Traumberuf liegt. Daher kann ich nicht ganz verstehen, wenn zu Beginn des Ausbildungsjahres Handwerkskammern, Arbeitgeber und Verbände das mangelnde Interesse an einer Ausbildung bei jungen Leuten monieren. In der Klasse 9a war meine Wahrnehmung jedenfalls eine andere,“ erklärt Rößner nach ihrem Besuch. „Ich würde mir wünschen, wenn Arbeitgeber und Absolventen noch zusammenkämen. Vielleicht können ja noch Brücken gebaut werden. Ich stehe gerne zur Verfügung.“

Außerdem wollten die Schülerinnen und Schüler von Tabea Rößner wissen, wie der Alltag einer Bundestagsabgeordneten aussieht. Wie schafft man es Familie und Beruf zu vereinbaren? Was steht aktuell an? Wie lange dauert der Gesetzgebungsprozess? Die Klasse hatte im Vorfeld des Besuchs eine Menge Fragen formuliert und Rößner nahm sich die Zeit, alle zu beantworten.

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