Bekämpfung des Bahnärms ist eine Herkulesaufgabe

Entlang der Bahnstrecke durchs Mittelrheintal war die Bundestagsabgeordnete und rheinlandpfälzische Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), mit dem Fahrrad unterwegs, übernachtete neben den Gleisen im Bacharacher Rheinhotel und traf sich mit Vertreterinnen und Vertretern der Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn (BMUB ) e.V. Dazu erklärt Rößner:

„Die Bekämpfung des Bahnlärms ist ein Herkulesaufgabe. Umso wichtiger ist es, dass die Lärmsanierung konsequent angegangen wird. Wir brauchen vor allem aktiven Lärmschutz, denn der Lärm muss an der Quelle bekämpft werden. Die Zulassung der LL-Sohle bietet nun die Chance, die Umrüstung zügig und vor allem kostengünstiger voranzubringen. Dafür müssen aber auch die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Hier sind Bahn und Bund in der Pflicht. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben die Bekämpfung von Verkehrslärm zu einem Schlüsselprojekt erklärt und wollen u. a. im Verkehrsetat die Mittel für die Lärmsanierung auf 400 Millionen Euro jährlich verdoppeln. Ziel ist ein auf zehn Jahre angelegtes umfangreiches Lärmsanierungsprogramm. Menschen, die von Lärm betroffen sind, sollen in ihren Rechten gestärkt werden und einen umfassenderen Anspruch auf Lärmschutz haben.

Ich kann die Menschen im Rheintal verstehen, die wütend sind und immer ungeduldiger werden. Lärm macht krank – das haben zahlreiche Studien bewiesen. Besonders die gestörte Nachtruhe führt zu einem erhöhten Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Aber nicht nur Lärm, sondern auch die Erschütterungen machen den Anwohnern zu schaffen. Die zeitweise Sperrung der Strecke auf der hessischen Seite nach der Zugentgleisung bei Assmannshausen hat die Frequenz der vorbeifahrenden Güterzüge auf der linken Rheinseite noch einmal deutlich erhöht. Nicht alle Menschen entlang der Gleise leben in lärmsanierten Gebäuden oder können sich eine Sanierung leisten. Viele ziehen weg, einige Ortschaften sterben aus. Das hat fatale Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Dabei bietet das Weltkulturerbe Mittelrheintal die besten Voraussetzungen für eine prosperierende Entwicklung. Dies geht aber nur einher mit der wirksamen Bekämpfung des Bahnlärms.

Auch wenn eine Vierfach-Verglasung, wie ich sie im Hotel testen konnte, den Lärm draußen hält, ist es an heißen Tagen nur schwer zu ertragen, bei geschlossenen Fenstern zu schlafen. Daher muss geprüft werden, solange nicht alle Züge umgerüstet sind, inwieweit ein Fahrverbot in den Nachtstunden für zu laute Güterzüge und ein Tempolimit möglich sind. Letzteres verringert auch die Erschütterungen. Wir brauchen Lärmobergrenzen, denn dann dürfen Züge, die zu laut sind, eben nicht mehr fahren. In der Schweiz geht das auch.

Im Hinblick auf die Öffnung des Gotthard-Tunnels 2016/17 und der damit einhergehenden Zunahme des Güterverkehrs auf der Strecke Genua-Rotterdam erfordert aber weitaus mehr Maßnahmen. Die Spreizung der lärmabhängigen Trassenpreise ist nicht groß genug, um einen echten Anreiz für die Umrüstung zu bieten. Diese muss wirksamer gestaltet werden. Zudem ist als langfristige Maßnahme eine Alternativstrecke notwendig. Doch die kurzfristig wirksamen Lämminderungsmaßnahmen müssen bei all diesen Überlegungen absoluten Vorrang haben.“

Zur Öffnung des Gotthard Tunnels ergänzt Willi Pusch von der Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn (BMUB ) e.V.:

„Wir haben den Verkehrsminister Ramsauer nun aufgefordert, mit der EU die Voraussetzungen zu schaffen, damit ein solches Nachtfahrverbot kurzfristig umgesetzt werden kann.“

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