Freies Internet ja – aber bitte mit Jugendschutz

Bilder von zerschnittenen Unterarmen, bis auf die Knochen abgemagerte Mädchen und andere, kaum zu beschreibende, grässliche Szenen. Solche Bilder sind das Tagesgeschäft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von jugendschutz.net, die das Internet nach jugendgefährdenden Inhalten durchsuchen. Einen Eindruck von der Arbeit der gemeinsam von den Ländern und Landesmedienanstalten getragenen Stelle verschafften sich jetzt die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner und die von der Grünen Jugend unterstützte Landtagskandidatin, Pia Schellhammer.

Das Ergebnis: „Wir GRÜNEN sind gegen eine Zensur des Internets“, sagt Rößner, medienpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. „Trotzdem müssen Kinder und Jugendliche vor bestimmten Inhalten geschützt werden. Denn wenn Kinder etwas sehen, das für ihre Augen nicht bestimmt ist, kann dies große Auswirkungen auf ihre Entwicklungen haben. Sie werden verstört oder traumatisiert. Es gibt gute Gründe, Kinder im realen Leben vor manch negativen Einflüssen zu schützen. Dieser Schutz muss auch im Internet vorhanden sein.“

jugendschutz.net leistet dabei wertvolle Arbeit, meinen Rößner und Schellhammer. Die rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen Meldungen von unzulässigen Angeboten im Netz nach und durchkämmen von Jugendlichen häufig besuchte Web-Angebote. Knapp 20.000 Angebote untersuchten sie im Jahr 2009 und deckten dabei 2.400 Verstöße auf. In 22 Prozent der Fälle handelte es sich um Angebote, auf denen Magersucht verherrlicht wurde. Den größten Teil der Verstöße machten pornographische Seiten mit 42 Prozent aus. In neun Prozent der Fälle handelte es sich um Kinderpornographie. Auch gewaltverherrlichende oder volksverhetzende Angebote werden gezielt gesucht. jugendschutz.net bemüht sich in erster Linie um den direkten Kontakt zu den Anbietern im In- und Ausland. So konnte in den vergangenen Jahren drei Viertel der deutschen Fälle schon im Vorfeld eines aufwändigen Aufsichtsverfahrens eine schnelle Änderung oder Löschung von Verstößen erreicht werden. Auch im Ausland gibt es viele Anbieter, die gemeldete Verstöße aus ihrem Angebot löschen. Neben der Prüfung der Angebote im Netz betreibt jugendschutz.net auch Präventionsarbeit. So geht beispielsweise ein Team an Schulen und bildet Medienscouts aus. Schülerinnen und Schüler lernen in Workshops, wie sie sich beim Surfen, Chatten oder in Sozialen Netzwerken sicher verhalten und schützen. Das Gelernte geben sie an Mitschülerinnen, Mitschüler, Eltern und Lehrkräfte weiter. Broschüren zeigen, wie sich Kinder und Jugendliche richtig im Netz verhalten und selbst schützen können.

„So gut diese Arbeit ist“, sagt Schellhammer, „für ein komplexes Medium wie das Internet reichen die 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht aus. Das Land Rheinland-Pfalz sollte darauf drängen, dass dieser Stab erweitert wird. Das ist notwendig, um den  Jugendschutz im Internet nicht zu vernachlässigen. Dann braucht es auch keine neuen Sperrgesetze mehr. “

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